Jesus betet für seine Jünger: „Ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die Du mir gegeben hast, auf dass sie eins seien, wie wir eins sind.“
Liebe Geschwister, wie sehr sehnen wir uns danach, eins untereinander zu sein. Ein Traum? Manch einer empfindet seine Gemeinde als Familie und Gemeinschaft – Menschen, die alle im gleichen Boot sitzen und dem Ziel entgegensteuern. Manch einer bleibt in seiner Kirche anonym, ungesehen und unbeachtet. Wie können wir eins werden, so wie Christus eins mit dem Vater ist? Sind wir nicht alle ein Haufen Individualisten, die oft versucht sind, die Gemeinde als Forum zur bestmöglichsten Selbstdarstellung zu gebrauchen? Wer gibt schon gerne seine Schwächen zu? Mich tröstet die Tatsache, dass vor Gott alle Menschen sündig sind, unabhängig von ihren Gedanken oder Handlungen, egal ob sie schwere Vergehen begangen haben oder in kleineren Dingen gesündigt haben. Wir sind in den Augen des heiligen Gottes gleichermaßen Sünder und somit gleichwertig.
Manch einer ist geschickt darin, seine Leichen im Keller gut vor den Augen anderer zu verbergen, anderen ist es wie im Gesicht geschrieben. Wir sind vor Gott alle geliebte Kinder des einen Gottes. Wir brauchen alle Vergebung und Heilung, also sind wir auch gleichbedürftig. Gut, wenn wir dann einander haben, Sünde eingestehen, fallen und an der Hand des Vaters mithilfe unserer Geschwister wieder aufstehen dürfen.
In einer Liedstrophe heißt es: „…und dennoch sind da Mauern zwischen Menschen, und wie durch Gitter sehen wir uns an. Unser versklavtes Ich ist ein Gefängnis und ist gebaut aus Steinen unserer Angst.“ Reißen wir endlich die Mauern aus Steinen unserer Angst nieder. Die Angst, dem anderen nicht genügen zu können, die Angst, nicht anerkannt und gemocht zu werden, die Angst, ausgeschlossen zu werden, usw. Befreit aus unseren selbstgebauten Gefängnissen dürfen wir einander in Liebe begegnen und den anderen höher achten als uns selbst, denn wir sind geliebt.