Liebe Geschwister,
in unserem kommenden Hauskreistreffen werden wir über die Kindheit Jesu sprechen. Da in der Bibel nur sehr wenig über die Kindheit Jesu berichtet wird, nehmen wir zur Orientierung das Buch von Ellen G. White: „Der Sieg der Liebe“ zur Hilfe, mit dem Wissen, dass es sich um eine realitätsnahe Interpretation handelt. Bei den Vorbereitungen lese ich das Kapitel: „Anders als alle anderen Jungen“ und mir fällt eine brennend heiße Situation aus meiner eigenen Kindheit ein.
Als ich etwa 5 Jahre alt war, liebte ich die kleinen, schwarzgepunkteten roten Marienkäfer. Mein Vater, ein Hobbygärtner, erklärte mir, wie nützlich diese kleinen Käfer bei der Blattlausbekämpfung im Kleingarten sind. Um meinem Vater eine Freude zu machen, sammelte ich die Marienkäfer in einem kleinen Einmachglas auf der Wiese hinter unserem Haus, um sie später mit meinem Vater zusammen im Kleingarten auszusetzen.
Eines Tages, ich hatte fleißig etwa 30 Marienkäfer gesammelt, kamen drei Nachbarsmädchen in meinem Alter auf mich zu. Sie rissen mir das Glas aus der Hand, schütteten die Käfer auf den Gehweg und fingen an, mit Gejohle die Tiere totzutreten. Um meine geliebten Käfer zu schützen, warf ich mich auf die Knie und streckte meine beiden Hände schützend über die Tiere. Und was taten die Mädchen? Mit ihren Holzklotschen traten sie immer und immer wieder auf meine ausgestreckten Hände, bis beide Hände blutüberströmt waren. Dann liefen sie lachend davon.
Voller Schmerzen und Tränen lief ich sofort zu meiner Mutter. Sie wusch mir vorsichtig unter klarem Wasser das Blut von den Händen und verband die Wunden. Tagelang konnte ich nichts greifen, nicht einmal einen Stift halten, so sehr hatten mich die Mädchen verletzt.
Eines meiner Lieblingslobpreislieder heißt: „Mutig komm ich vor den Thron“. Und wenn ich die Strophe singe: „Durchbohrte Hände halten mich…“, dann wird mir ganz anders zumute. Jesus ließ sich aus freiem Willen foltern, verspotten und verhöhnen. Er erlitt völlig unschuldig den qualvollen Tod am Kreuz, und als er dort blutend, nackt und bloß hing, verspotteten ihn die Menschen. Und warum tat er das alles? Er tat es, damit er uns vor dem ewigen Tod schützen wollte.
Ob ich durch meine Aktion meine Käfer retten konnte oder nicht, daran kann ich mich heute nicht mehr erinnern.
Auch heute noch erlebe ich Situationen, in denen Menschen mich bewusst oder unbewusst verletzen, einfach nur, weil mir Werte wie Gerechtigkeit, Wahrheit und Frieden am Herzen liegen und ich mich hier und da gegen den Wind stelle. Wie gut ist es dann, einem Vater in die Arme zu laufen, der tröstend zu mir spricht: „Schützend halte ich meine Hand über dich.“